Tödliche Doris: Wie ein Punk-Kollektiv die Kunstwelt revolutionierte

Admin User
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Ein Schwarz-Weiß-Bild eines Musikkonzerts mit vier Künstlern auf der Bühne: zwei Gitarristen und eine Sängerin, mit Zuschauern unten und Lichtern oben.

Tödliche Doris: Wie ein Punk-Kollektiv die Kunstwelt revolutionierte

Im Bremer Weserburg Museum hat eine bahnbrechende Ausstellung eröffnet – die erste große Retrospektive der Tödlichen Doris. Das 1980 in West-Berlin gegründete Künstler- und Musikkollektiv stellte über ein Jahrzehnt lang künstlerische Konventionen auf den Kopf. Mit ihrem radikalen Ansatz verschmolzen sie Punk, Performance und Multimedia zu etwas völlig Unerwartetem.

Die Tödliche Doris begann als Punkprojekt von Wolfgang Müller und Nikolaus Utermöhlen. Bereits 1981 traten sie beim Festival der genialen Dilettanten im Tempodrom auf und wurden schnell für ihren Bruch mit Konventionen bekannt. Kritiker beschrieben sie oft als "immer dort, wo man sie am wenigsten erwartet".

Ihre Arbeit umfasste Musik, Film und bildende Kunst. Das Stück Die Totalität des gesamten Lebens und alles darüber hinaus wurde zu einem prägenden Beispiel ihres subversiven Stils. Ein weiteres einflussreiches Projekt, Materialien für die Nachkriegszeit, formte spätere Multimedia-Praktiken und inspirierte sogar große Produktionen. Der Film spielte eine zentrale Rolle in ihrem Schaffen – die Retrospektive unterstreicht dies mit simultanen Super-8-Projektionen, die den Raum mit einem ständigen, immersiven Summen erfüllen. Eines ihrer umstrittensten Werke, Das Leben von Sid Vicious, löste hitzige Debatten aus, dank seiner provokanten und konfrontativen Auseinandersetzung mit der Punk-Ikone. Bis 1987 war ihr Einfluss unübersehbar: In diesem Jahr wurden sie zur documenta nach Kassel eingeladen, wo sie ein konzeptuelles Gemälde präsentierten – ein Werk, das ihren Platz in der Avantgarde weiter festigte.

Die Ausstellung im Zentrum für Künstlerpublikationen vereint Jahrzehnte des grenzüberschreitenden Schaffens der Tödlichen Doris. Mit Filmen, Performances und Installationen stellt sie weiterhin infrage, wie Kunst entsteht und erlebt wird. Die Retrospektive läuft noch bis Anfang nächsten Jahres und bietet eine seltene Gelegenheit, ihren anhaltenden Einfluss zu erkunden.