Von Durchgestrichen zu Gleichheit - Solinger Pastoren teilen ihre Geschichten

Von Durchgestrichen zu Gleichheit - Solinger Pastoren teilen ihre Geschichten
Von der Streichung zur Gleichberechtigung – Solinger Pfarrerinnen erzählen ihre Geschichten
50 Jahre Gleichstellung in der Gemeinde – Wie Frauen auf die Kanzel stiegenSolingen – Genau die Hälfte der 26 Pfarrer:innen im Kirchenkreis Solingen sind heute Frauen. Was heute selbstverständlich wirkt, ist das Ergebnis eines langen kirchlichen und gesellschaftlichen Lernprozesses. Denn die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern im Pfarramt erreichte die Evangelische Kirche erst vor 50 Jahren.
Vor fünfzig Jahren räumte die Evangelische Kirche im Rheinland Frauen die volle rechtliche Gleichstellung in pastoralen Ämtern ein. Dieser Wandel markierte einen Wendepunkt nach Jahrzehnten der Beschränkungen. Heute spiegelt sich dieser Fortschritt im Solinger Kirchenkreis wider – hier sind mittlerweile die Hälfte der Pfarrerinnen Frauen.
Vor 1975 stießen Frauen in der Kirche auf strenge Grenzen. Während des Zweiten Weltkriegs sprangen theologisch ausgebildete Frauen ein, als männliche Pfarrer an der Front oder in Gefangenschaft waren. Doch nach dem Krieg wurden sie wieder in unterstützende Rollen zurückgedrängt, statt in Führungspositionen.
Gisela Vogel, heute 87 Jahre alt, erinnert sich an die kleinen, aber bedeutenden Veränderungen. 1967 erhielt sie einen Brief, der mit „Liebe Frau Vogel“ anstatt des üblichen „Lieber Bruder Vogel“ adressiert war. Später brach sie als erste Oberkirchenrätin im Rheinland neues Terrain: Sie saß in einem Gremium mit zwanzig Männern. Dr. Ilka Werner, heutige Superintendentin in Solingen, begann ihr Theologiestudium in den 1990er-Jahren – zu einer Zeit, in der noch manche infrage stellten, ob Frauen predigen oder leiten könnten. Heute betont sie, dass die Kirche die Vielfalt ihrer Mitglieder widerspiegeln müsse – mit unterschiedlichen Lebenswegen und Identitäten.
Raphaela Demski-Galla, die 2006 ihr Studium aufnahm, erlebte die Gleichstellung bereits als gelebte Realität. Dennoch bemerkte sie Herausforderungen, etwa bei der Vereinbarkeit von Familie und Pfarramt. Der Aufbau von Beziehungen bleibe das Herzstück pastoraler Arbeit, sagt sie – und vielfältige Perspektiven böten den Menschen tieferen Trost. Gisela Vogel nannte Demski-Galla kürzlich „Schwester“ – ein Titel, der den erreichten Fortschritt ehrt.
Im Solinger Kirchenkreis sind heute 13 der 26 Pfarrer:innen Frauen – ein deutliches Zeichen des Wandels der vergangenen fünfzig Jahre. Der Weg von der Ausgrenzung zur gleichberechtigten Vertretung ist hier sichtbar geworden. Frauen besetzen heute die Hälfte der pastoralen Stellen im Bezirk. Dieser Wandel steht für einen größeren Umbruch: wie die Kirche vielfältige Stimmen wertschätzt und einbindet.

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